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Lichtenberger Sagen, Kuriositäten und Unglaubliches

Auch über Lichtenberg und die Burg gibt es Märchen und Sagen. Der Ursprung liegt etwas im Dunkeln, aber das ist bei Märchen und Sagen ja nicht unbedingt entscheidend.

(Aus einer Sammlung un­gedruckter Sagen des Landes Braunschweig.)

Wenn Sie Sagen und Erzählungen rund um die Burg oder die Ortsteile Ober- und Niederfreden kennen, dann bitten wir Sie, sie per E-Mail mit Klick auf Burgsagen und andere Erzählungen an uns zu senden. Vielen Dank dafür!


Die Belagerung der Burg.

Als noch die alte Burg dort oben in ihrer Pracht und Herrlichkeit bestand, wurde sie einmal von Feinden belagert und eng eingeschlossen. Aber ver­ge­bens waren alle Mühen des fremden Kriegsvolkes. Weder durch Erstürmen noch durch Hunger war es möglich, die stolze Feste zu bezwingen. Denn die. Lichtenberger wand­ten eine List an. Um unbemerkt ein- und ausreiten zu können, schlugen sie ihren Gäulen die Hufeisen verkehrt unter. Auf diese Weise brachten sie Fleisch und Brot, Hafer und Heu genug in die Burg. Wenn die Feinde meinten, die Lich­tenberger wären nicht daheim, und einen Sturm unternahmen, so wurden sie von den Burg­mannen übel empfangen und mit blutigen Köpfen heim­geschickt. Endlich kamen aber die Belagerer hinter diese Pfiffe und Schliche und gaben gut Obacht. Als nun wieder einmal die Spuren im Erdboden an­zeig­ten, es sei eben viel Reitervolk zur Burg hinauf­ge­zogen, schritten die Feinde zu Sturm und Angriff. Und weil die Feste wirklich von Verteidigern entblößt war, wurde sie bald genommen, Da ergriff Schre­cken und Entsetzen die Frauen und Mädchen in den Ke­me­na­ten, als sie das fremde Kriegsvolk eindringen sahen. In ihrer Angst nahmen sie alle Betten, deren sie habhaft werden konnten, warfen sie in den Brunnen und sprangen dann alle nacheinander in die Tiefe. Unvermutet waren aber nach kurzer Zeit die Burgherren mit ihren Mannen zurück­gekehrt. Sie überfielen die eingedrungenen Feinde und schlugen sie sämtlich zu Tode. Dann suchten die Lichtenberger ihre Weiber, die alle munter und froh aus dem Brunnen heraufgewunden wurden.


Die goldenen Erbsen.

Es trug sich einmal zu, dass ein Mann aus Lichtenberg, der auf dem Vorwerk Altenhagen eine Verrichtung gehabt hatte, gegen Abend den Weg über die Burgruine einschlug. Als er nun an die Stelle kam, wo die alte Küche gewesen ist, sah er dort auf einem Herde ein lustig Feuer brennen. über dem­selben stand ein Topf, in dem gelbe Erbsen so tüchtig kochten, dass etliche über den Rand des Topfes sprangen und in die Asche fielen. Es war aber niemand dabei, und ließ sich auch sonst kein Mensch weit und breit auf dem Berge sehen oder hören. »Merkwürdig«, dachte der Mann, »wenn du das im Dorfe erzählst, werden sie den Kopf schütteln und dir nicht glauben. Um aber seiner Erzählung Glauben zu ver­schaffen, steckte er einige Erbsen in die Tasche. Vor dem Orte begegnete ihm ein guter Freund, dem er sein Erlebnis berichtete. Der Mann aber lachte und meinte: »Du willst mich wohl für einen Narren halten!« Da griff der Erzähler in die Tasche, um die Erbsen vorzuzeigen. Aber, o Wunder! sie hatten sich inzwischen in eitel Gold verwandelt. Eiligst stürmten nun beide Männer den Berg hinan, um noch mehr Erbsen zu holen. Aber als sie in die Burgküche kamen, war weiter nichts zu sehen als die nackten Wände. Feuer, Topf und Erbsen, alles war verschwunden.

Ein andermal waren mehrere Knaben aus Oelber nach Lichtenberg zum Markte gewesen. Als sie auf dem Heimwege über den Burgberg gingen, sahen sie ebenfalls den Topf über dem Feuer stehen und die Erbsen herausspringen. Zum Spaß nahmen sie einige mit und zeigten sie zu Hause ihren Eltern. Und wiederum waren es eitel goldene Erbsen! Nun zogen die Jungen samt den Alten in hellen Haufen zum Burgberg. Aber als sie hinkamen, war alles dunkel und leer.


Die alte Linde von Lichtenberg.

Auf dem ehemaligen Kirchhof von Niederfreden steht am Eingange, nahe dem Pfarrhause, eine alte mächtige Linde, die aus drei Stämmen zusam­menge­wach­sen er­scheint. Man erzählt, sie erwüchse aus einem Grabe, in dem ein Bauer samt seinem Schimmel ruhe. Zur Zeit einer großen Seuche nämlich starben in Lich­tenberg so viel Menschen, dass sich niemand mehr fand, der die Toten be­gra­ben wollte. Da erbarmte sich ein alter Bauer der Ab­ge­schie­denen. Mit sei­nem Schim­mel fuhr er die Leichen zum Friedhofe und bestattete sie dort. Bei der letzten Fuhre aber brach er samt seinem treuen Tiere am Eingange des Friedhofes zusammen, und er wurde an derselben Stelle samt seinem Pferde begraben. Auf das Grab pflanzte man zum An­ge­den­ken drei junge Linden, deren Stämme sich später vereinigten und zu dem gewaltigen Bäume empor­wuchsen.


Was am Stillen Freitag 1893 passierte...

von Heinrich Papendorf (1877 -1972)

Heinrich Papendorf hat seine Jugend auf der Lichtenberger Domäne verbracht. Sein Vater war dort Schweinemeister. Mit 16 Jahren erlebte er, wie oben auf dem Burgberg das recht einfache Aus­flugs­lokal, Vorläufer des jetzigen Burgberg-Restaurants, abbrannte.

Am Stillen Freitag (Kar­freitag) im Jahre 1893, da hat der Zollnwirt am Vormittag ein Fass Bier aufgeladen und zum Burgberg gefahren, weil dorthin die Leute am Nachmittag gerne einen Ausflug machten. Mein Vater war mit den Schweinen zum Hüten durch den Zingel in den Wald gezogen. Ich diente damals ais Junge auch auf der Domäne bei den Pferden. Vor unserem Hause hatten wir über dicke Steine ein Brett geiegt. Das war unsere Bank. Mit uns im gleichen Hause wohnte auch der Großspänner August Os­sen­kop. Als ich nun an diesem Stillen Freitag am Nachmittag wohlgemut auf dieser Bank lag, kam meine Mutter aus dem Hause und sagte zu mir: "Du, keike mai, da oben in Olenhagen brennt und qualmt et!" Mittlerweile hatte es auch der Amtmann gesehen und prahlte oben von der Haustür in der Domäne: "August, August, Wasser rup fahr'n!" Das große Jauchefass stand immer vor der Brennerei unter der großen Linde. Das war immer voll Wasser, damit es nicht ürtröget (austrocknet). " ... August, anspann, Water rupfahr'n!" prahlte immerfort der ole Amtmann. August Os­sen­kop hatte in seiner Stube gelegen und nichts gehört. Und da kommt auch schon unser Vater aus dem Wald auf den Hof und ruft: "Nu mai ter (schnell), et brennt up Olenhagen!" Der August Os­sen­kop spannt seine Schimmel ein und merkt unterwegs, dass es nicht in Altenhagen, sondem auf dem Burgberge brennt. Aber als er mit seinem Wasser oben ankommt, da ist die "Bär" (Schankbude) schon abgebrannt. Ja, wie war das nun alles so gekommen? Dat kam so: Weil es ein so wunderbarer Stiller Freitag war, waren viele Leute auf den Burgberg gekommen, aus Westerlinde, Osterlinde, von Gustedt und von Oelber. Da war auch ein Bür (Bauer) aus Lüt­schen­linne (Wes­ter­linde) dabei, ein Altvater, namens Bock. Der setzt sich in die alte Holzbude. Sitz­ge­legen­hei­ten sind ja drinne gewesen und Tische auch; und er fragt, ob er einen Schoppen Beir (Bier) kriegen könnte und 'ne gute Zigarre. Der Wirt bringt ihm das Bier und die Zigarre und der ole Bock macht sich die Zigarre an und smitt sein Streiksticken (Streichholz) weg. Der Boden von der "Bär" hatte aher breite Ritzen und unter den Ritzen lag dürres Laub. Und mit einem Male denkt der ole Bock: "Wat brennt denn da so an meinem Stähle (Stuhl) rupper?" Und da brennt auch schon die ganze Butze, ein Hase rennt den Burgberg runner; der hatte im Laube unter der Diele gelegen.

Alles ist vom Burgberg geflüchtet, und bis der August, der Ossenkop, mit seinem Wasserfass oben ankam, da war schon alles abgebrannt. Da war der Burgbergausschank erste einmal vorbei und der Verschönerungsverein hat ein neuet Haus gebaut, greuter und vill scheuner!


Von Vaterlandsliebe und Verantwortung für die Geschichte war allent­halben die Rede; hohe Ziele, große Worte. Die direkt Beteiligten, der "Mann aus dem Volke" schildert die damaligen Ereignisse weit einfacher:

vox populi

nacherzählt von Lutz Holzhausen

Vom Verschönerungsverein im Jahr 1912 erbautes Eingangstor zur Burg aus Pappmaché anlässlich des Besuches seiner Königl. Hoheit Prinzregent Johann Albrecht. Zeiten waren das!

Aber sie wollten da oben wieder eine Gaststätte haben. Da hat es der ole Amtmann, der Langen­straßen, fertiggebracht. Der hat nämlich in die Welt posaunen lassen, sie wollten einen "Ver­schö­nerungs­verein" grün­den. Von allen Dörfem rings­herum haben sie bei "Brunke" (Lich­ten­berger Hof) eine Ver­samm­lung gehabt. Da haben sie den Ver­schö­nerungs­ver­ein ge­gründet. Erst einmal haben sie den Platz auf dem Burgberg sau­ber­machen lassen. Das Fahren, das hat alles der ole Langenstraßen besorgt. Die Tage­löhner und alles auf dem Dorfe musste raufkommen. Gezahlt wurde von der Domäne. Der Maurer­meister Schaare hatte die Aufsicht. Zuerst wurde alles kahl gemacht, und dann haben sie das Haus gebaut mit einem kleinen Saal dabei, dass sie auch einmal ein Fest feiern konnten. Unsere Tage­löhner mussten alle Tage rauf und den "Kummer" wegfahren. Dann haben sie die Backsteine von Oelber geholt, sogar von Söhlde von dem Ossenkop. Der war Mitglied vom Ver­schö­nerungs­ver­ein. Ob er sie billiger geliefert hat oder nicht, das weiß ich nicht. Da haben sie nun das Haus hochgebaut und dann hat müssen der Zim­mermeister von Salder, der Wille, kommen und hat müssen das Fachwerk richten. Wie sie nun damit fertig waren, da musste ein Pächter rein. Der kam von Oelber und hieß Litzenberg. Der war beim Baron von Cramm als Kutscher gewesen. Ais Pächter oben auf dem Burgberge hat er ganz schönes Geschäft gemacht.

Nachher wurde die Ruine saubergemacht. Die Tage­löhner mussten Bruchsteine fahren und Granit und Zement von der Zementfabrik in Salder. Die war auch beteiligt. Und dann haben sie den Turm hochgezogen. Wie sie den ein paar Meter hoch hatten, war Schluss. Da suchten sie nämlich den Brunnen. Den konnten sie erst gar nicht finden. Da mussten Geometer kommen mit alten Karten, und auf einmal hatten sie ihn. Und nun haben wir angefangen mit Ausräumen. Von der Zuckerfabrik haben wir eine alte Winde geholt und die Erde mit einem Kasten herausgeholt. Unsere Spann­werke waren immer oben und haben die Erde weggefahren. Ein paar Jahre haben wir an dem Brunnen gearbeitet. Der alte Karl Röhrmann, der ist der letzte gewesen, der unten war und den Kasten gefülit hat, über 70 Meter tief! Und wie der rausgeklettert ist, da haben sie schon Wasser gehabt. Der Zimmermann von Salder hat dann das Brunnenhaus gebaut und das Windwerk geliefert. Es hatte zwei große eichene Kübel. Der eine ging herauf und der andere runter.Viele Jahre haben sie so das Wasser geschöpft. Das Kochwasser haben sie müssen aus Altenhagen holen. Der Fritze Wanstorf, der 2. Pächter, der hatte sich ein Fass machen lassen und einen zwei­rädrigen Karren. Der spannte einen Esel davor und holte sich gleich für mehrere Tage das Wasser aus Altenhagen. Und dann wurde weiter überall gebuddelt, weil sie gedacht haben, die alten Ritter hätten noch was versteckt. Sie haben aber nur ein paar Steinkugeln gefunden, mit denen sie früher ge­schos­sen haben. Die liegen heute noch im Museum in Salder. Alte Töpfe und Kochgeschirr haben sie auch gefunden, aber nicht aufgehoben. Das Krams haben sie gleich wieder weggeschmissen.


Die Bewirtschaftung der Gaststätte hatten in den ersten Jahren unter anderem der ehemalige Zollnwirt Miehe und der frühere Wirt der Gast­wirtschaft "Zur Linde", Wunstorf, übernommen; beide wohnten jedoch nicht ständig auf dem Burgberg.

Die Mittel für all die Bautätigkeiten bis 1900 wurden durch Spenden und Wohl­tä­tig­keits­ver­anstal­tun­gen aufgebracht. Im Jahre 1902 übernahm als Wirt Hermann Semp mit seiner Frau mit ständigem Wohnsitz die Bewirtschaftung der Burg­berg-Gaststätte. In diesen Jahren bis zum 2. Weltkrieg war durch die von der Braunschweigischen Lan­des­eisenbahn ein­ge­setzten Kaffeezüge ein starker Besucherstrom zum Burg­berg zu verzeichnen.

Im Jahre 1912 richtete der Verein sein erstes Burgfest aus. Der Braun­schwei­gische Prinz­regent, Herzog Johann Albrecht und seine Gemahlin nahmen an den Festlichkeiten teil. Die Lichtenberger Einwohner, die Schule und Vereine bereiteten dem Herr­scher­paar einen herzlichen Empfang. Die Reste des ehemaligen Burgtores am Fahrweg zum Parkplatz vor der Gaststätte waren mit Pappmaché zu einem geschlossenen Eingangstor verkleidet.


Kuriositäten

Mit Hilfe eines Wün­schel­ruten­gängers wollte man die Geheimgänge der Burg Lich­tenberg ausfindig machen. Wie sich bei den zahlreichen neueren Unter­su­chungen herausstellte, ließen sich die in dem Plan dargestellten Gänge aber nicht nachweisen. Die Annahme, dass es auf der Burg (vom Brunnen ausgehend) Geheimgänge gibt, beruht sicherlich auf der Entdeckung der Trompen im Gemäuer des Brunnens.

Eine ver­größerte Dar­stel­lung erhalten Sie durch Klick auf das Bild

Mit Schere, Klebstoff und Geschick versuchte ein salzgitteraner Lehrer die Zerstörung der Burg seinen Schülern dar­zu­stellen. Unter Verwendung des Originals von Lukas Cranach d. J., das die Eroberung Wolfenbüttels zeigt, ließ sich eine "gelungene Fotomontage" herstellen, die kurze Zeit in "heimischen Ge­schichts­kreisen" ernsthaft als Darstellung der Zerstörung der Burg Lichtenberg durch Vollrad von Mans­feld diskutiert wurde.

Und wenn Sie jetzt wissen wollen, wann dieser unsägliche Herr von Mans­feld die Vernichtung der Burg durchgeführt hat - nun, dann finden Sie die Lösung gewiss auf einer dieser Seiten!

Dieser Stein hat nun gar nichts mit der Burg zu tun! Aber er befindet sich gewis­sermaßen auf dem Weg zur Burg und hat die Auf­merk­samkeit vieler Be­su­cher der Ruine Burg Lichtenberg auf sich gezogen. Was haben die seltsamen Zeichen auf dem Stein zu bedeuten ? Die Auflösung finden sie hier auf einer neuen Seite.

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